Eine Reise hat natürlich immer zwei Seiten. Bisher lief ja immer alles gut und es gab keinerlei größere Probleme. Doch gestern Abend war es dann soweit. Aber vorerst der restliche Tag.
Wir (Jason (England), Tyson (Kanada), Sarah (Kanada), Michael und ich) starteten Morgens auf die Floating Markets zu den Urus die wie im Reiseführer beschrieben etwas Disneyland mäßig wirken. Im nach hinein sind wir froh das wir die Tour ohne Agentur gemacht haben, sonst wären wir enttäuscht gewesen. So hat uns der Aufenthalt nur 20 Sole gekostet und wir haben ein bisschen was über das Leben auf den schwimmenden Inseln gelernt.
Als wir wieder auf dem Festland sind treibt uns der Hunger in die Markthallen von Puno, wo wir gut und günstig Mittagessen. Gut gesättigt drehen wir eine Runde durch die Stadt und besuchen 2 Kirchen und kleinere Plätze. Gegen Ende fehlt uns nur noch der Mirador del Condor der einen schönen Blick über Puno und den Titicacasee verspricht. Wir beschließen uns diesen für den Sonnenuntergang aufzuheben und gehen zur Siesta zurück ins Cozy Hostel.
Gegen 17:00 Uhr breche ich mit Jason und Tyson auf zum Mirador del Condor. Die anderen beiden haben keine Lust und bleiben im Hostel. Der Weg ist steil und wir hetzen uns ein wenig, weil die Sonne sich schon ziemlich neigt. Oben angekommen nehmen wir noch die Stufen zur Plattform des Condors und haben eine grandiose Aussicht. Wir machen etliche Fotos und haben Spaß. Plötzlich steht ein Einheimischer hinter uns (sah aus wie uniformiert) und fordert uns auf die Plattform zu verlassen aus Sicherheitsgründen. Wir fragen ihn höflich ob wir noch 2 Minuten Fotos machen können und er sagt: kein Problem!
Der Weg runter von der Plattform führt über eine eiserne Wendeltreppe und so nutzen wir unsere Handys als Taschenlampen. Tyson geht voran ich folge ihm, wenige Stufen hinter mir ist Jason. Unten angekommen übertönt das metallische Durchladen einer Pistole unser Schritte und ich Leuchte mit der Taschenlampe in die Richtung des Geräusches und blicke direkt in den silbernen Lauf. Der Kerl richtet die Waffe nun auf Tysons Kopf der sofort einfriert. Es sind 3 Typen die uns auffordern die Taschenlampen auf den Boden zu legen und die Rucksäcke abzulegen. Wir müssen uns hinknien und die Hände auf dem Boden ablegen. Ich kann nicht allen Anweisungen direkt folge leisten, weil ich nicht alles verstehe. Sie durchsuchen zuerst unsere Rucksäcke und sammeln alles (1 Iphone, 2 Samsung, 3 Gopro, Meine Spiegelreflex mit 3 Objektiven, 1000 Sole Bargeld, Speicherkarten etc.). Dann durchsuchen Sie uns noch einmal auf Uhren und Schmuck und nehmen uns die Jacken ab. Danach verstauen Sie alles in Jasons Rucksack und packen die unbrauchbaren Sachen (Essen, Trinken, unsere Geldbeutel mit Kreditkarten) in meinen Rucksack und schicken uns weg.
Wir setzen uns langsam in Bewegung und ich fange an mit den Jungs auf Englisch zu reden. Meiner Meinung nach hat die Waffe kein Magazin und wenn wir unsere Sachen zurückwollen ist jetzt der letzte Zeitpunkt. Als ich ausgesprochen habe schleift das Metall des Pistolenlaufes erneut hinter uns, gefolgt von einem energischen „Vamos“!
Was nun? Es geht uns gut! Es sind nur Objekte/materielle Gegenstände und es wurde keiner verletzt. Jason und ich beginnen einen Plan beim Abstieg zu machen und fragen uns bei den nächsten Geschäften zur Polizeistation durch. Tyson wirkt traumatisiert und ist eher zurückhaltend.
Bei der Polizei angekommen erklären wir mit etwas spanisch und englisch den Vorfall und werden an die Policia de Turismo verwiesen. Dort erklären wir wieder alles auf spaenglisch. Ich kann mich an das Gesicht des Typen mit der Pistole erinnern und bekomme einen Phantombildkatalog vorgelegt. Beim Durchsuchen merke ich aber schnell das die doch alle ähnlich aussehen. Außerdem hatten unsere Angreifer alle eine Mütze auf, welche die Hälfte des Gesichts verdeckt hat. In der Zwischenzeit kommt ein Polizist in Uniform dazu und ich soll in ein Auto einsteigen, wohin es geht bekomme ich nicht genau raus, aber ich soll mit weil ich den Typ gesehen hab. Die Jungs meinen es ist besser wenn wir alle gehen und ich habe auch absolut nichts dagegen. Also quetschen wir uns zu dritt hinten in den Geländewagen der Polizei rein, während sich vorne auf den 2 Sitzplätzen 3 Polizisten positionieren.
Die Fahrt geht über holprige Straßen bergauf und wir vermuten es geht entweder ins Ghetto oder zum Mirador del Condor. Zweites ist richtig und die Polizisten untersuchen den Tatort aber finden nichts außer einer Flasche Wasser, die noch aus Jasons Rucksack ist. Wir stellen hier den Tatgang noch einmal dar und dann geht’s zurück in die Polizeistation, wo wir ein Protokoll aufgeben müssen. Während der Abfahrt fällt uns ein das man die Handys ja lokalisieren kann und so versuche ich in der Polizeistation über findmysamsung.com etwas ausfindig zu machen, was aber nicht funktioniert, weil zum einem das Internet immer abbricht und zum anderen für den Service eine Internetverbindung vom Handy benötigt wird. Diese habe ich ja weil Ausland/Datenroaming ist deaktiviert. Über den Mobilfunkservice von o2 habe ich auch kein Erfolg, da ich mich in einem fremden Netz befinde.
Bisher wissen Sarah und Michael noch nicht bescheid. Da wir aber unsere Pässe vorzeigen müssen, machen sich die zwei Jungs (Jason und Tyson) auf den Weg zum Hostal. Ich muss in der Polizeistation bleiben, weil ich am meisten zum Vorgang sagen kann.
Im Gespräch mit der Polizei (Google Translate dein wahrer Freund und Helfer) bekommen wir raus, das unser Vorfall kein Einzelfall ist. Außerdem wiegen wir unsere Chancen ab unsere Sachen wieder zubekommen.
In der Zwischenzeit ist die Spurensicherung eingetroffen und untersucht ein paar Gegenstände (die haben ja alles aus dem Rucksack ausgeräumt) auf Fingerabdrücke. Ist aber auch eher aussichtslos. Sie findet zwar einen Teilabdruck, aber eine Datenbank wo Sie es durchlaufen lassen können existiert hier gar nicht 🙂
Wir haben jetzt noch die Chance unsere gestohlenen Wertsachen auf dem Schwarzmarkt wiederzufinden. Deshalb verlängern wir den Aufenthalt hier in Puno bis Samstag, weil dort dann ein großer Markt ist wo man solche Waren kaufen kann. Am Freitag checken wir vorerst die Elektronikmärkte. Wir hoffen das Beste und ich werde berichten.
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Ihr hättet den Assis gleich die Scheiße aus Leib prügeln sollen bis se Blut gepisst hätten.
Alta das ist ja mal richtig krass. Hoffe alles gut bei Euch.
Grüße
Ein kurzes Update! Wir haben etwas auf dem Schwarzmarkt von unseren Sachen gesehen. Der Laden hatte geschlossen als wir mit der Polizei dort waren, vermutlich haben die was gewittert. Wir sind jetzt erst mal weitergereist und wollen dann evtl. noch mal zurück und es später erneut versuchen. Notfallequipment ist schon besorgt, es geht also hier wie gewohnt weiter 😉
Lieber Sven,
das hättet ihr nicht gebraucht.Gott sei Dank ist Euch nichts passiert.Aber ansonsten ist es einfach total ärgerlich….schon wieder eine Kamera weg!Trotzdem ist es gut,in so einer Situation nicht allein gewesen zu sein.
Ich hoffe,es verhagelt Euch nicht die Freude am Weiterreisen.
Ich wünsche Euch ab sofort nur noch nette Begegnungen.GlG Irene
Oh Mann, was für eine Schweinerei. Diese Penner!
Was für´n AbFuck!
Aber Halleluja, daß sie euch nicht noch was mitgegeben haben und ihr alle gesund aus der Sache rausgekommen seid. Die Cop Geschichte klingt auch abenteuerlich. Macht bloss keinen Scheiß mit den Schwarzmarkt Typen! Ist am Ende noch Mafia oder so.
Auf jeden Fall eine Kamingeschichte für die Enkel… Indiana Sven 😉
Halt die Ohren steif!
,,, und kommt gesund und am Stück wieder!
Hab ich ja unterschrieben!